Mia Seeger Preis 2014 für zwei HfG-Projekte

Sowohl das Bache­lor­pro­jekt vivo – 3D-Druck von Haut­seg­menten“ von Isabella Zidek als auch das Semes­ter­pro­jekt HEBIX – Mobile Hebe­hilfe“ der drei Studenten Jörg Saur, Robin Weidner und David Wojick über­zeugten die Jury mit ihrer Ausrich­tung auf gebrauchs­taug­li­ches, sorg­fäl­tiges Design“ und den sozialen Nutzen für die Gesellschaft.

Das Projekt vivio“ ist eine medi­zi­ni­sche Produkt­kon­zep­tion, die sich mit der Behand­lung von Erkran­kungen und Beschä­di­gungen der Haut beschäf­tigt. In ihrer Bache­lor­ar­beit an der HfG setzte sich Isabella Zidek unter der Betreuung von Prof. Gerhard Reichert, Prof. Gabriele N. Reichert und Umur Sener mit der Tech­no­logie des 3D-Drucks ausein­ander und legte ein nutzer­ori­en­tiertes Design­kon­zept für einen Haut­zel­len­dru­cker vor. vivio“ bedient sich der neuen Tech­no­logie des Bioprin­tings: Ein 3D-Scanner erstellt eine exakte Wund­karte. Ihr folgend wird Zelle für Zelle auf die Wunde aufge­bracht, jede an ihre Posi­tion in der ihr zuge­dachten Haut­schicht. Die Drucker­pa­tronen sind mit Tink­turen pati­en­ten­ei­gener Zellen befüllt und nach Bedarf austauschbar. Der Arzt steuert und über­wacht den Druck­ab­lauf am Tablet. Während des gesamten Gestal­tungs­pro­zesses wurde darauf geachtet, die komplexe Tech­no­logie funk­ti­ons­ge­recht und ergo­no­misch in eine zurück­hal­tende, klare Form zu fassen, die die Arbeits­ab­läufe unter­stützt und darüber hinaus Profes­sio­na­lität und Vertrau­ens­wür­dig­keit zum Ausdruck bringt. Helle Farben, leicht zu reini­gende Ober­flä­chen, eine nicht tech­noide, freund­lich-weiche Form­sprache erwies sich sowohl funk­tio­nell als auch psycho­lo­gisch als sinnvoll.

Das eben­falls mit dem Mia Seeger Preis 2014 ausge­zeich­nete Ergo­no­mie­pro­jekt der Studenten Robin Weidner, David Woijcik und Jörg Saur entstand unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Held. Mit HEBIX“ entwi­ckelten sie eine verblüf­fend plau­sible Aufsteh­hilfe für den Fall, dass man einen am Boden liegenden Menschen wieder aufrichten möchte. Man klappt die Aufsteh­hilfe ausein­ander, plat­ziert sie unter die ange­win­kelten Beine des Gestürzten, und kann ihn nun durch zwei Hebel in eine Sitz­po­si­tion oder in den Stand bringen. Die Jury des Mia Seeger Preises meint dazu: Erstaun­lich, wie weit der Kraft­auf­wand vermin­dert werden konnte. Das alles entschei­dende aber ist, dass zuvor ein Weg von der Liege- in die Sitz­po­si­tion gefunden wurde, die dann stabil gehalten wird, bis der Rest wie das Aufstehen vom Stuhl geht. Ein ernstes Problem ist gelöst. Die Aufsteh­hilfe ist platz­spa­rend aufzu­be­wahren; Mechanik und Hand­ha­bung sind unkom­pli­ziert – kaum gesehen, schon gelernt. Zu Recht nimmt der Entwurf ein weites Einsatz­feld in Aussicht: private Wohnungen, Alters- und Pfle­ge­heime, Krankenhäuser.“

Solche Semes­ter­pro­jekte besitzen einen hohen Stel­len­wert im Curri­culum. Sie bieten nicht nur eine inten­sive Umset­zung, Verschmel­zung und Anwen­dungs­ori­en­tie­rung von Studi­en­in­halten, sondern sie stellen auch die Möglich­keit einer Verknüp­fung mit Forschungs­pro­jekten. Hebix – mobile Hebe­hilfe“ steht im Kanon der Inno­va­ti­ons­för­de­rung durch ergo­no­mi­sche Gestal­tung von medi­zi­ni­schen und medi­zin­tech­ni­schen Produkten. Beide Projekte zeigen eine zukunfts­ge­rich­tete und anwen­dungs­ori­en­tierte Gestal­tung, die Problem­lö­sungen an der Schnitt­stelle zwischen Indus­trie und Nutzer liefert. Deut­lich wird, wie sinn­voll und inno­vativ die konse­quente Verzah­nung von Gestal­tung, Wissen­schaft und Technik sein kann.

In einer indi­vi­duell insze­nierten Ausstel­lung in den Räumen des MIK Museum, Infor­ma­tion, Kunst in Ludwigs­burg werden bis zum 9. November 2014 alle prämierten Produkte im Original zu sehen sein.