Paula Straus: Die Wieder­ent­de­ckung der Indus­trie- und Schmuck­de­si­gnerin mit Gmünder Wurzeln 

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Am Mitt­woch, 28. Juni 2023, lud die Hoch­schule für Gestal­tung Schwä­bisch Gmünd (HfG) inter­es­sierte Besucher*innen zu einem Vortrag über das Leben und Werk der Indus­trie­de­si­gnerin Paula Straus ein. Paula Straus, geboren 1894 in Stutt­gart, absol­vierte ihre Ausbil­dung in Schwä­bisch Gmünd. Die Arbeiten der erfolg­rei­chen Indus­trie- und Schmuck­de­si­gnerin wurden deutsch­land­weit und inter­na­tional ausge­stellt. 1943 wurde sie im Konzen­tra­ti­ons­lager Ausch­witz von den Natio­nal­so­zia­listen ermordet. Eine aktu­elle Ausstel­lung war Anlass für die Wieder­ent­de­ckung einer bedeu­tenden Gestal­terin mit heimi­schen Wurzeln. 

Eine große Karriere, ein tragi­sches Ende

Die Karriere von Paula Straus begann in Schwä­bisch Gmünd. Von 1911 bis 1916 absol­vierte sie an der dama­ligen König­li­chen Fach­hoch­schule für Edel­me­tall­in­dus­trie“ (heute Hoch­schule für Gestal­tung Schwä­bisch Gmünd, HfG) eine Ausbil­dung zur Gold­schmiedin. Anschlie­ßend wurde sie als eine der ersten Frauen in Deutsch­land Meis­ter­schü­lerin an der Kunst­ge­wer­be­schule in Stutt­gart. 1925 begann sie als Indus­trie­de­si­gnerin in der renom­mierten Heil­bronner Silber­wa­ren­fa­brik Peter Bruck­mann; hier schuf sie Silber­gerät in einer inno­va­tiven, ganz dem modernen Zeit­geist verpflich­teten Formen­sprache. Auf der Welt­aus­stel­lung 1929 in Barce­lona wurden ihre Arbeiten mit dem Grand Prix ausge­zeichnet. Gleich­zeitig, aber auch nach ihrer Entlas­sung 1933 bei Bruck­mann, war sie erfolg­reich tätig als selbst­stän­dige Schmuck­ge­stal­terin. Diese für die Zeit absolut außer­ge­wöhn­liche weib­liche Karriere nahm mit dem Natio­nal­so­zia­lismus ein bitteres Ende. 1939 spra­chen die Natio­nal­so­zia­listen ein Arbeits­verbot gegen die Jüdin Paula Straus aus. 1942 wurde sie von Stutt­gart nach There­si­en­stadt depor­tiert und im Februar 1943 in Ausch­witz umgebracht. 

Vortrag in Schwä­bisch Gmünd/​Ausstellung in Stutt­gart über Leben und Werk von Paula Straus

Noch bis zum 10. September zeigt das Stadt­Pa­lais Stutt­gart eine Sonder­aus­stel­lung über Straus‘ Werk. Die HfG Schwä­bisch Gmünd nahm dies zum Anlass, Paula Straus‘ Leben und ihre Gmünder Wurzeln durch einen Vortrag von Dr. Monika Sänger zu würdigen. Die jahre­lange Arbeit des Ehepaars Rein­hard und Monika Sänger lieferte die maßgeb­liche Vorar­beit für die Wieder­ent­de­ckung der Künst­lerin, die in der Heraus­gabe der Mono­gra­phie Paula Straus – Vom Kunst­hand­werk zum Indus­trie­de­sign“ (Stutt­gart, Arnold­sche Verlags­an­stalt, 2023) gipfelt. Rund 75 Gäste besuchten die Veran­stal­tung Ende Juni 2023 an der HfG und bekamen einen infor­ma­tiven Einblick in die dama­lige Gestal­tungs­kultur in Schwä­bisch Gmünd und in das Leben und Werk von Paula Straus.